Dieses Blog durchsuchen

Mittwoch, 14. September 2016

Delirium im September

Spät in der Nacht oder früh am Morgen – etwa 3 Uhr – kribbelte plötzlich durch ihr Schlaf. Es war die erste Nacht nach ihr Geburtstag. Den 49. Ein Überraschung Tag war es. Alles verlief schließlich gut, sie war heil wieder nach Hause gekommen, aber alles war weg vom den geplanten Verlauf des Tages. Der erste Wunsch für diesen Tag war die Besteigung des höchsten Berges des Landes. Nach Überlegungen hat sie den Wunsch mit einem Jahr verschoben. Einen Berg wollte sie schon genießen. Etwas „Starkes“ machen, d.h. einen Berglauf, wie seit zu lange Zeit nicht mehr gemacht. Viren sterben nie, oder? Und der zunächst liegende Berg war nur 50 Km entfernt, also es war möglich.

Der Plan war einfach: Eine Stunde Hinfahrt, 2-3 Stunden bis zum Gipfel, 2 Stunden zurück, eine Stunde Rückfahrt und noch einen halben Tag zur Verfügung. Reiner Training, Cross Training für den Anfang eines Wiederkommens „ins Geschäft“. Dieses Jahr war voll mit solchen Anfängen. Und dann kam immer etwas sofort danach, was die Kontinuität störte und alles ging in Eimer. Es war im Jänner, dann im April einen Neuanfang. Dann im Juni. Dann im Juli. Nun im September wieder. Immer unterwegs zum Gipfel und danach sofort in die Tiefe gestürzt. Nicht mal am Füße des Berges.

Das Wetter hat gestimmt, die Stimmung war ideal von Anfang an bis am Ende des Tages, auch wenn unterwegs viele Angst- und Paniktropfen ihr Rücken geschmückt hatten. Trotzdem hat sie wieder „die kleinen Schutzengel“ um sich gehabt. Darüber aber wird eine andere Geschichte.

Fakt ist, nach Hause kam sie erst nach 10 Stunden insgesamt. Es war schon dunkeln, sie war glücklich, hungrig, erfüllt, optimistisch. Wie immer beim Neunanfängen ist. Hoch-tief, hoch-tief-hoch-tief ….. wie die ersten 8 Monate des Jahres so war auch ihre Strecke durch und über den höchsten Berg des Gebiets. Beim Betreten der Wohnung fehlte nur eine Sache: ihr 16 jährigen Kater ….. dessem Seele auf unerklärlicherweise in diesem Haus steckt, von Anfang an …. Obwohl er nie hier war, da er vor einigen Monate leider ….starb.

Nach einem langen Bad und Pflege der Verletzung am linken Bein ging schlafen. Sie vermutete, Muskelkater ist unvermeidlich nach dem brutalen Abstieg auf dem Rauher Kamm. Die Verletzung am Tibia war nicht so schlimm, der Schock hatte sie hinter sich.

Im großen Bett konnte sie dann alle Glieder und Gelenke dehnen, richtig dehnen, ohne die Muskeln zu strapazieren, die waren schon durchgebrannt heute. Sie fühlte noch nicht wie tief und wie schlimm, aber sie ahnte es. Sie wusste noch, dass ihr Immunsystem war jetzt unter Null, also am nächsten Tag nur bisschen Tempolauf in der Sonne, sonst nichts. Bisschen bedeutete tatsächlich entweder 5 bis 10 km radeln oder 2 bis 3 Km joggen/tempo gehen. Keine Kniebeugen, kein Bauchtraining usw.

Wie einem stark emotionalen Typ gehört, konnte sie natürlich nicht einschlafen. Ihr ganzes Leben war durch Emotionen geprägt. Immer wie den höchsten Punkt und das tiefsten Loch der Planet. Feuer und Wasser, Vulkanlava und Schneelawinen. Die dunkle Faszination der Zerstörung, die Heilkraft des Glücksgefühls.

Sie walzete sich zwischen Schlafhunger, körperliche Müdigkeit, geistige Faszination und schlief nicht ein oder zumindest das war das Gefühl. Sie schwebte irgendwo und fand keine Ruhe. Keine klaren Gedanken, kein Wille oder Kraft etwas Anderes zu machen. Sie wollte einschlafen eigentlich. Ruhen, regenerieren lassen. Sich und alles in sich hinein und hinaus.

Als sie doch den Berg hinter sich hatte und hinaus zu dem Kamm guckte und zu verstehen versuchte, wie sie dort alleine gelang und warum und wie den Abstieg doch rasch und heil – zumindest teilweise heil – absolvierte, erreichte einen kleinen Ort – 3 Häuser nur! – wo sie nach Wasser bat und fragte, ob sie dort übernachten könnte, weil noch fast eine Stunde bis Auto erschien ihr echt lange. Wasser bekam sie, Übernachtungsmöglichkeiten aber kaum. Die erste Pension war doch etwa 30 Minuten entfernt. So ging sie weiter mit dem Bedauern, die alte Frau hatte sie nicht einfach eingeladen, in ihr Haus zu übernachten.

Nach weniger als halbe Stunde erreichte sie die Pension. Groß, freundlich, sehr gepflegt, mit Terrasse, einladend. Die Entscheidung kam rasch: essen und Zimmer! Um anständig zu essen – Suppe, großer Salat mit Putenstreifen, Apfelstrudel und Espresso, dazu Almdudler 1 Liter was insgesamt – kostete 29 Euros, wobei sie 35 lies. Es ist mehr zu erzählen hier, kein Mensch gibt so hohen Tipp, die Bedienung war auch nicht perfekt, aber der Besitzer und der Geschmack von alles waren Millionen Punkte Wert! Sie wollte beim Salat auch 2 kleine gekochte Kartoffeln und viel Knoblauch. Diese Sachen standen nicht im Menü, aber sie bekam sie und auf die Rechnung waren nicht eingeschlossen! Das Zimmer aber, DZ in Alleinnutzung hätte es 41,50 Euros gekostet und dann sagte sie sich: „Ich esse lieber gesund und vollständig, ich lasse lieber 5 Euros mehr Trinkgeld und gehe weiter zu meinem Auto und fahre nach Hause.“ Aber so rund um 70 Euros auszugeben war doch zu viel. Und so war es.

Sie hatte noch halbe Stunde zu gehen, es war schon 7 Uhr am Abend, angenehm warm. Nach 5 Minuten verzweigte sich links einen Forstweg nach unter, direkt von der Straße. Sie dachte dann: „Wem frage ich jetzt? Ich bin sicher, wenn ich links gehe, durch den Wald, erreiche ich das Auto in 10 Minuten. Wenn ich die Straße folge, brauche ich noch mindestens 30 Minuten. Hm ….. Ich brauch ja einen Engel jetzt, auf die Stelle …..“ Und sie blieb stehen. Kurz. Sie hörte Stimmen und von der Gegenrichtung auf der Straße kamen 4 Menschen. Drei Damen und einen älteren, aber sehr empathischer großer Mann mit weißes Haar. „Gruß Gott! So was …. Sie sind genau im richtigen Moment erschienen!“

Und sie ging mit ihnen allen nach links, wie vermutet und in weniger als 10 Minuten war sie beim Auto.

Atmete tief, tief, tief ein, stieg ein, blieb eine Weile ruhig und fuhr endlich los.

Sie hatte noch ein Stück Brot im Haus, zum Glück. Mit Kürbiskernöl und Nüsse. Der Hunger war stark und sie ging schließlich zu essen. Brot mit Frischkäse. Dann begann den Spiel zwischen Schmerzen und Fieber. „Ich hab’s aber Appetit, was schon großartig ist, bin also nicht krank. Gut.“ Zwei dicken weichen schmeckhaften Scheiben verschwanden in etwa 10 Minuten. Andere 2 Scheiben gerostet, mit Butter und Honig waren vorbereitet und neben dem Bett gestellt. Jetzt konnte sie nicht mehr aufessen.

Was in den nächsten 50 Stunden geschehen ist ……. weiß sie und weiß sie nicht mehr so genau.

Es war org. Es war außerirdisch. Es war lebendig. Es war tief. Es war hoch. Es war heiß. Es war gefroren. Es war zitternd. Jede zwei Stunden musste sie doch ihr Körper zur Toilette schleppen. Die Entfernung liegt so um 15-20 Schritte und eine Treppe, was für so einen schwebenden-toten Geist nicht einfach zu bewältigen ist. Sehr, extrem wenig getrunken, nichts gegessen.

Den ganzen Tag Sonntag war wie vom Bett geklebt. Irgendwann am Sonntag, Tag oder Nacht, hatte sie das tiefen Gefühl sie ist wohl wach, aber nicht mehr lebendig.

Eine heiße Luftwelle kam langsam durch den Körper von unten nach oben. Von Sakral nach Kaudal. Die Hitze, die innere Hitze fasste alle Organe an. Sie spürte wie den Beckenboden heiß wird, dann den Darm, dann das Leber, dann die Nieren, dann das Herz tauchte in die Hitze hinein und in dem Moment geschah etwas. Sie hörte genau zu, sie spürte genau die kleinste Kleinigkeit. Das Herz sprach zu ihr, auch wenn sie nicht verstand, was das Herz sagte. Es war als alle anderen Prozesse und Organe sekundenlang verschwunden waren, das Herz sagte: „Ich brauche Platz, jetzt bin ICH an der Reihe, ihr hört auf mich zu!“ Und es schlug stark, deutlich mehrere Male nacheinander. Drei Mal. Oder vier Mal. Sie weiß es nicht mehr, aber sie spürt noch das Gefühl. Das Gefühl kam für eine blitzschnelle und kurze Sekunde zusammen mit einem anderen Gefühl: Die letzten Schläge sind das! Komischerweise empfand sie nicht gerade Panik. Vielleich so ein bisschen, aber nicht das ist ihr geblieben, sondern die Hitze und der Kraft den Schlägen! UND dann ein erleichteres großes Lächeln ......

Die letzte Station der Hitzenwelle war anscheinend das Herz. Sie verschwand sanft durch die große Aorta und wurde weiter in Körper verteilt, aber mit anderen Temperaturparameter. Die Hitze nahm Abschied. Die 42-43°C entschieden sich, diesen Körper doch zu verlassen, ihre Arbeit war getan. Der Körper und besonders der Geist braucht nur Zeit zur Heilung. Wahrscheinlich keine so kurze Zeit, es ist zu früh darüber beurteilen zu können.

Und dann geschah noch etwas binnen diesen 50 Stunden.

Ihr lieber Kater, der im Dezember eingeschläfert wurde – obwohl nicht seine Zeit war zu sterben, aber das ist eine andere wilde Geschichte und die Zeit wird es zeigen – kam plötzlich auf ihrem Schoß. Genauer beschrieben, sie war im Stehen mit den Armen von Ellbogen zur Mitte des Bauches gebeugt und der Kater stand da, ganz brav und weich und warm.

Und noch etwas! Unglaubliche Szenen aus ihrer Kindheit waren da, die Mutter war da. Sie mag hoffen, für letzten Mal in ihr Leben, weil diese Geschichten tun ihr kein Wohl.

Das Fieber verschwand total am Montag, aber sie war total erschöpft. Sie zitterte noch, konnte noch nicht essen, zwang sich zu trinken, die Extremitäten war eiskalt, starke Kopfschmerzen tauchten auf und die Erinnerung eines Deliriums herrschte ihr Geist. „War ich tot, schlief ich oder war ich wach oder was war das?

Am Dienstag ging sie im Garten spazieren und blieb in der Sonne fast 2 Stunden.

Am Dienstag  Abend zitterte sie noch und bis Mittwoch schlief sie gar nicht ein. Am Mittwoch früh war die Körpertemperatur 35,7°C.

Am Mittwoch Nachmittag ging sie endlich draußen, richtig draußen, durch die Felder und fand eine Stelle unter die Sonne wo sie fast 2 Stunden blieb. Sie sah anscheinend ihre Zukunft dort. Mit Farben, Bewegungen, die Lärm der Ruhe und ….. es wäre sehr viel zu erzählen hier.


Keine weiteren Kommentare ….. 
Mittwoch, 14.09.2016, 23:51
Kalte Hände, kalte Füße, keine Kopfschmerzen, Mund und Lippen von Fieberblasen, schmerzhaften vielen Fieberblasen besetzt. Hungrig. Ruhe-, Essen- und Schlafhungrig. Ich kann die Zähne nicht putzen und das stört mich unbeschreiblich, weil sie sehr "schwer" sich fühlen. 
Dienstag, 27.09.2016
Viel unterwegs heute, ein Termin in Amstetten, ein 2. Termin in Randegg, 3. Termin in St. Pölten. Sonnig und warm. Mir war es heiß und kalt. Wieder Fieber. Ich kam von St. Pölten um 16:20 und ging direkt ins Bett. Ich war fast tod, wieder. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

I'm WATCHing YOU!! :-)